Berufsbild Physiotherapie

Im Dienste der Natur

Überblick Physiotherapie

Ziel der Physiotherapie ist es, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers wiederherzustellen und Schmerzen zu reduzieren bzw. zu lindern. Das Heilmittel sind unterschiedliche Methoden und Techniken, die selbstheilende Reaktionen des Körpers hervorrufen. Außerdem schulen Physiotherapeute*innen das eigenverantwortliche Heilungsverständnis der Patient*innen. Eine Niederlassung (Kassenzulassung) als selbstständige*r Physiotherapeut*in in eigener Praxis ist unmittelbar nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung möglich.

Das Wort Physiotherapie kommt aus dem Griechischen: Physis heißt Natur, und therapia steht für Dienst bzw. Heilung. Bis 1994 kannte man Physiotherapie in Deutschland unter dem Begriff Krankengymnastik. Aktuell wird die medizinische Notwendigkeit einer Physiotherapie in Deutschland von Ärzt*innen festgestellt und per Rezept verordnet.

Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Behandlung ist die physiotherapeutische Untersuchung, wobei in der Diagnose die Beschwerden der/des Patient*in erfasst und analysiert werden. Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Voraussetzungen.

Lesen Sie hier, welche Voraussetzungen der Physiotherapie-Beruf erfordert, welche Aufgabengebiete und Einsatzmöglichkeiten es gibt und welche Themen in Zukunft das Berufsbild weiter prägen werden.

Selbstständigkeit, Empathie und gute Umgangsformen

Berufsvoraussetzungen für Physiotherapeut*innen

Von der ersten Untersuchung bis zur letzten Behandlung: Physiotherapeutische Arbeit bedeutet in erster Linie Kontakt mit dem Menschen.

Während sich fachliches Know-how erlernen lässt, erfordern der Umgang mit den unterschiedlichen Patient*innen sowie der direkte physische Kontakt folgende persönlichen Voraussetzungen:

  • Gute Umgangsformen, Kritikfähigkeit und Kommunikationsstärke
  • Selbstständiges und selbstreflektiertes Denken und Handeln
  • Mentale Stärke, Empathie und Menschenkenntnis

Die Physiotherapie entwickelt sich zudem ständig weiter. Das erfordert eine hohe Lernmotivation, Freude am Beruf und Disziplin. Die Mehrheit der Physiotherapeut*innen arbeitet selbstständig oder freiberuflich. Das erfordert Mut und den Willen, sich im Berufsalltag mit unternehmerischen Themen auseinanderzusetzen.

Analyse, Planung, Umsetzung

Die physiotherapeutische Arbeit

Die Physiotherapie wird als Heilmittel zur Vorbeugung (Prävention), Behandlung (Kuration) und Rehabilitation in fast allen medizinischen Fachgebieten eingesetzt. Zur Prävention gehören vorbeugende Methoden und Techniken, beispielsweise gegen Belastungsschäden am Bewegungsapparat. In der Rehabilitation geht es um die vollständige Wiederherstellung der individuellen Leistungsfähigkeit (z. B. nach einem Herzinfarkt). Ziel einer Behandlung kann es auch sein, das Fortschreiten einer Erkrankung aufzuhalten und Beschwerden zu lindern.

Aufgaben und Arbeitsmittel im Überblick

  • Aufgaben
  • Arbeitsmittel
  • Konzipieren des jeweiligen Behandlungsplans aufgrund der ärztlichen Verordnung, Erstellen von Übungsprogrammen
  • Motivieren der Patient*innen, Anregen zur Eigenaktivität und Ausdauer
  • Durchführen der aktiven Therapie (Atem-, Bewegungs-, Übungstherapie)
  • Durchführen von passiver – z. B. durch der/den Therapeut*in geführte – Therapie
  • Physikalische Therapie (z. B. Wärme-, Kälte-, Wasseranwendungen, Massage)
  • Anleiten von Patient*innen zur selbstständigen Durchführung aktiver Therapie, Korrigieren von Fehlhaltungen und falsch eingeübten Bewegungsabläufen
  • Anleiten von Angehörigen
  • Bälle, Stäbe, Keulen, Sprossen-/Kletterwand, Ringe, Seile, Hanteln
  • Traktionsgeräte, Glissonschlinge, Bodenmatten
  • Behandlungsliegen, Massageliegen
  • Einreibemittel, Massageöle, Durchblutungssalben
  • Fußrollen, Sandsäckchen, Kissen
  • Heißluftstrahler, Infrarotstrahler
  • Wickel, Packungen, Kompressen, Kältetherapie
  • Gehhilfen, Rollstühle, Prothesen, Stützmieder

Von A wie Arbeitsmedizin bis T wie Traumatologie

Physiotherapeutische Aufgaben in den unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten

Die Physiotherapie wird als sinnvolle Ergänzung und als Alternative zur medikamentösen oder operativen Therapie eingesetzt.

  • Arbeitsmedizin
  • Chirurgie / Traumatologie
  • Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • Geriatrie
  • Innere Medizin
  • Kinderheilkunde
  • Neurochirurgie
  • Neurologie
  • Orthopädie
  • Psychiatrie
  • Sportmedizin

Analyse von Arbeitsabläufen unter ergonomischen Gesichtspunkten. Beratung von Berufstätigen bezüglich ihres Bewegungsverhaltens am Arbeitsplatz und Vermittlung von ökonomischen Bewegungsabläufen beim Heben und Tragen von Lasten.

Behandlung von Patient*innen vor und nach Operationen im Brust- und Bauchraum sowie die Versorgung der Patient*innen auf der Intensivstation. Behandlung nach Verletzungen der Muskulatur oder der Knochen (z. B. Frakturen) sowie bei ausgedehnten Verbrennungen.

Behandlung im Wochenbett, Unterstützung der Rückbildungsvorgänge nach der Geburt und nach gynäkologischen Erkrankungen.

Behandlung von im Alter gehäuft auftretenden Erkrankungen am Bewegungssystem, am Herz-Kreislauf- und Atmungssystem, um die Selbstständigkeit der Patient*innen so lange wie möglich zu erhalten.

Behandlung bei Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, bei Stoffwechselerkrankungen (z. B. Rheumatischer Formenkreis oder Diabetes) und Störungen der inneren Sekretion (z. B. Bronchial-, Lungenerkrankung).

Behandlung von Kindern mit zentralen Koordinationsstörungen (z. B. nach Hirnschädigung), nach Infektionskrankheiten, bei Erkrankungen der Atmungsorgane sowie bei Entwicklungsstörungen.

Behandlung nach Schädel-Hirn-Traumen sowie nach Bandscheibenoperationen. Ebenso die Behandlung von orthopädischen Störungen wie Fehlstellungen oder Fehlhaltungen.

Behandlung von schlaffen und spastischen Lähmungen, Behandlung von Parkinsonsyndrom, Querschnittlähmungen und multipler Sklerose.

Behandlung nach operativen Eingriffen am Bewegungsapparat (z. B. künstlicher Gelenkersatz), Behandlung von degenerativen Gelenkerkrankungen, Erkrankungen der Bandscheibe sowie Haltungsfehlern.

Behandlung von endogenen Psychosen (z. B. Depressionen) oder bei reaktiven Verstimmungen.

Behandlung gesunder sowie die funktionelle Wiederherstellung verletzter Sportler*innen, vom Freizeit- bis zum Hochleistungssport.

Ein breites Spektrum

Wo arbeiten Physiotherapeut*innen?

Das Einsatzspektrum ist sehr groß und vielfältig. Arbeitsplätze gibt es sowohl in der ambulanten Versorgung als auch in teilstationären und stationären Einrichtungen. Die meisten Physiotherapeut*innen arbeiten in Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Therapiezentren oder in Praxen. Durch die Veränderungen im Gesundheitswesen eröffnen sich zunehmend neue Einsatzmöglichkeiten.

  • Überblick Einsatzmöglichkeiten
  • In Physiotherapie-Praxen (als Selbstständige/r, Angestellte/r oder freiberufliche/r Mitarbeiter/in)
  • In Fachkrankenhäusern, Allgemeinkrankenhäusern und Tageskliniken
  • In Kur- und Rehabilitationseinrichtungen
  • In geriatrischen Einrichtungen
  • In Arztpraxen
  • Als Lehrkräfte an Physiotherapie-Schulen
  • Im Fitness- und Gesundheitssportbereich
  • Im Wellness-Bereich
  • Als freie/r Mitarbeiter/in (bei Sportvereinen, Volkshochschulen, Krankenkassen)

Ein Beruf mit Zukunft

Entwicklungen im Physiotherapie-Markt

Die Physiotherapie ist ein Wachstumsmarkt. Zwischen 1999 und 2011 stieg die Zahl der Beschäftigten um 38 Prozent. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Ohne Garantie auf Vollständigkeit nehmen wir drei Grundströmungen wahr: wachsende Konkurrenz um Top-Stellen, Akademisierung und eine stetig wachsende Nachfrage nach Physiotherapeut*innen.

Wachsende Konkurrenz

Die hohe Nachfrage und das attraktive Berufsbild haben in den letzten Jahren zu einem hohen Interesse am Beruf geführt. Der Ausbildungsmarkt ist mitgewachsen. Der Arbeitsmarkt nimmt die jährlich wachsende Zahl an Physiotherapeut*innen auf. Somit gibt es aber auch mehr Bewerbungen um besonders attraktive Stellen. Arbeitgeber*innen erwarten ein hohes Ausbildungsniveau. Zusatzqualifikationen und eine marktgerechte Ausbildung schaffen angehenden Physiotherapeut*innen Freiräume. Die Ausbildung an den Chiemsee Schulen Zimmermann ist auf diese Anforderungen abgestimmt.

Akademisierung

In Deutschland ist die Physiotherapie-Ausbildung im Vergleich zu anderen Märkten wie beispielsweise den USA und Holland noch wenig akademisiert. Bereits seit Jahren gibt es seitens der Politik Bestrebungen, die Ausbildung in ein grundständiges Studium zu verlagern. Physiotherapeut*innen haben zwar bisher noch keinen direkten Zugang zu den Patient*innen. Doch der Direktzugang wird intensiv diskutiert und von Fachverbänden gefordert. Wird er eingeführt, so entwickelt sich der akademische Abschluss verstärkt zum Erfolgskriterium für die eigene Praxis und bei Anstellungen.

Wachsende Nachfrage

Unterschiedliche Trends und Entwicklungen sorgen für eine steigende Nachfrage nach Physiotherapeut*innen: Die Menschen haben ein höheres Gesundheitsbewusstsein. Sie wollen sich wohlfühlen, länger fit und gesund bleiben. Das schafft eine erhöhte Nachfrage im präventiven Bereich der Physiotherapie sowie bei der Behandlung von Freizeitsportler*innen. Auch die Extremsportarten erleben einen Boom. Dieser wirkt sich vor allem auf den rehabilitativen Bereich der Physiotherapie aus. Nicht zuletzt sorgt der demografische Wandel mit steigendem Bevölkerungsanteil an älteren Personen für Nachfrage nach physiotherapeutischen Behandlungen.